Dieser oder jener? Es ist
nicht selten, dass ich verzweifelt überlege, welcher Spot interessant genug ist,
um über ihn zu schreiben, mich sogar keiner anspricht und dann gibt es die Momente,
wo ich gleich mehrere tolle Spots zur Auswahl habe und mich nicht entscheiden
kann. Welchen Spot ich schließlich nehme, hängt stark von meinem Bauchgefühl ab
und auch mal von meinem Kopf. Das muss nicht immer bedeutet, dass kleine
Schmetterlinge in meinem Bäuchlein hin und her fliegen, es kann durchaus sein,
dass Ekel, Angst oder einfach ein bestimmter Aspekt wie Motiv, Idee, Satz,
Licht, Farbe oder die Aktion mich zu einem Text inspiriert.
Diesmal waren es mehrere
Gründe. Zum einen interessierten mich die Aktion und dessen Hintergrund, das
Printmedium und schließlich die Umsetzung für das Fernsehen bzw. Kino. Ein
anderer Grund war, dass ich mich bereits für meine Bachelorarbeit mit dem Thema
auseinandergesetzt habe und auch selbst einige der gedruckten Versionen
besitze.
Soviel zur Ursache des
heutigen Artikels. Um was geht es … um die Liebesorte von GIB AIDS KEINE CHANCE.
Die Aktion „Liebesorte“
Mich persönlich interessiert
immer, wie man auf die Idee zu einem Spot oder einem Computerspiel kam. War es
eine zufällige Eingebung oder ein ausgeklügeltes Verfahren, das auf Statistiken
und vielen Analysen beruht. Bei einigen Dingen bleibt es wohl ein gut gehütetes
Geheimnis, aber nicht so in diesem Fall. Beginnen wir im „Urschleim“ …
Die Grundlage für die „Liebesorte“
bildet die Kampagne „mach’s mit“. Die Schutzkampage entstand 1993 aus einer
Idee von zwei Düsseldorfer Studenten und gehört zu GIB AIDS KEINE CHANCE von der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Ihr Ziel ist es auf das
Risiko einer HIV-Infektion aufmerksam zu machen.
Im Jahr 2005 rief die BZgA zu
einem Wettbewerb aus, an denen sich Kunsthochschulen und Fachhochschulen mit
dem Schwerpunkt Design beteiligten. Sie sollten neue Ideen für „mach’s mit“ entwickeln.
Aus allen Vorschlägen wähle eine Jury aus Grafikern
Kommunikationswissenschaftlern und Präventionsfachleuten zwei Sieger, deren Entwürfe
umgesetzt wurden. Das Erste zeigte Obst und Gemüse mit einem übergezogenen
Kondom. Das zweite, aktuelle Projekt stammt von Dörte Matzke, Studentin an der
Fachhochschule Potsdam, und beschäftigt sich mit verschiedenen Liebesorten.
Im Gegensatz zu manch anderen
Projekten kommen die Plakate, Radiowerbung und Spots ganz ohne Schockeffekte
aus, die Angst und Abscheu vor HIV hervorrufen. Die Liebesorte sollen viel mehr
motivieren über den eigenen Schutz nachzudenken, sich an der Realität
orientieren und Spaß, Freude sowie Erinnerungen beim Betrachter auslosen.
Ein Spot im Detail „ … den
Sommer auskosten“
Klares blaues Wasser, links
und rechts Schilf, in der Ferne ein paar Berge und in der Mitte ein Steg. Hier
kann man entspannen, die Seele richtig baumeln lassen und die Einsamkeit zu
zweit genießen.
Genießen und Schützen! Der
Grundgedanke des Spots ist zu verdeutlichen, dass Sicherheit vor Spaß kommt,
aber Sicherheit beim Sex Spaß nicht ausschließt. Wie wird das medial umgesetzt?
Auf der einen Seite wird eine entspannte Urlaubsstimmung erzeugt, wozu die
Umgebung und die fröhliche Musik genutzt werden. Dann kommt das Motiv „Sex“
hinzu. Das Pärchen küsst sich und es kommen ein paar Streicheleinheiten hinzu.
Hier schwenkt die Kamera und das Kondom wird fokussiert, welches ungeschickterweise
ins Wasser fällt und von einem Karpfen verschleppt wird. Ein kurzer Blick von
der jungen Frau reicht und ihr Liebster springt ins kühle Nass. Unter Wasser,
die Musik passt sich an die neue Situation an, verfolgt der athletische
Schwimmer den kleinen Dieb und bringt das erbeutete Gut zurück zu seiner Liebsten.
Sie belohnt ihn für seine Mühe, bei der natürlich kein Zuschauer erwünscht ist,
weshalb der Karpfen kurzerhand zurück ins Wasser geschubst wird.
Schließlich ist das Plakatmotiv
zu sehen, dass dem Zuschauer die Möglichkeit aufzeigt, den Sommer mit Kondom
auszukosten oder ohne Kondom AIDS zu riskieren. Das Endbild lässt, wie alle
anderen Motive der Kampagne, eigene Interpretationen zu und zeigt lediglich die
Umgebung mit einigen Kleidungsstücken, die Aufschluss darüber geben, was
geschehen sein könnte. Der Betrachter kann selbst entscheiden, wie es weiter
ging und ob sie sich geschützt haben.
Fazit
Der Spot zeigt auf einfühlsame
Weise, dass ein Kondom zum Spaß im Urlaub oder Sommer dazugehört. Er bedient
sich gekonnt unterschiedlichen Mitteln wie der Mimik. Diese wird sparsam
eingesetzt, wodurch die Aussage verstanden wird und Sprache unnötig erscheint,
die wohlmöglich das Gefühl der Einsamkeit und Entspannung zerstören würde. Ein
anderes Mittel ist die Musik, welche sehr fröhlich klingt und den Gedanken an
Gefahren fast ausblendet. Sie stellt gut die Euphorie, Freude und Glück dar,
welche mit Sex einhergeht. Zudem sind die Farben zu nennen. Das Pärchen passt
sich der Umgebung an, denn beide tragen passend zum Wasser blaue Badebekleidung
und selbst ihr Handtuch ist blau. Die Farbe trägt dazu bei Ruhe und Entspannung
zu vermitteln, passt aber auch zur Situation am Wasser. Hingegen sticht das
rote Kondom heraus. Das Rot dient in diesem Fall als Symbol für Gefahr, welche
das Paar ohne es eingeht und für die Leidenschaft, welche beide mit ihm haben.
Auch sehr gut umgesetzt ist
die Verbindung zwischen dem Spot und dem Plakat, da die Plakatsituation am Ende
dargestellt wird. Beide Medien bilden somit eine gute Einheit, ergänzen sich,
sind aber auch ohne einander gut zu verstehen.
Jedoch: Warum ist der Karpfen
im Glas? Wie kam er dorthinein und wo kommt das Glas her?
Ihr wollt mehr zu den
Liebesorten erfahren, weitere Spots sehen und selbst einen Liebesort erstellen,
dann schaut auf www.machsmit.de.
Übrigens hab auch ich mich als
Künstler betätigt und einen Liebesort entworfen. Was haltet ihr davon?
Zum Spot, den ihr leider nur im TV oder auf der "mach's mit"-Website sehen könnt
- Titel: den Sommer auskosten
- Dauer: 41 Sekunden
- Aktion: Liebesorte
- Auftraggeber: mach’s mit-Kampagne von GIB AIDS KEINE CHANCE von der BZgA
Quellen:
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